1945 - 1968

Die Geschichte der Vennbruchschule in den Jahren von 1945 - 1968

In den ersten Monaten nach Kriegsende wurde die Schule von britischen Soldaten als Kasernenunterkunft genutzt. Im April 1946 beteiligten sich 84 % der Eltern an einem Elternentscheid. Sie entschieden sich zu 100 % für die Wiedereinführung der konfessionellen Schule.

Am 24. April 1946 begann die Schule wieder mit dem Unterricht. Die katholischen Kinder wurden im Nordflügel, die evangelischen im Südflügel unterrichtet. Im Mai 1946 werden in einer feierlichen Prozession die Kreuze wieder von der Kirche zur Schule gebracht.

Die Vereine in Vierlinden und die evangelische und katholische Kirchengemeinde brauchten das Schulgebäude ebenfalls für ihre Versammlungen. Von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr wurde die Schule jeden Tag genutzt.

Die vielen Kinder mussten in Schichten unterrichtet werden, manche Kinder morgens, die anderen nachmittags.

 

Aber von richtigem Unterricht konnte gar keine Rede sein. Rektor Bernsmann, der gerade aus seiner Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, schildert diese Zeit in der Schulchronik:

 

"Die Schülerzahl stieg stetig (1946: 858 Kinder). Traurig aber sah es mit der Betreuung aus. Zeitweilig mußte eine Lehrperson drei Klassen betreuen. Außer Suppe austeilen, Nachsehen und Ausgeben von Schularbeiten konnte kaum etwas anderes getrieben werden. Die Folgen blieben nicht aus. Kenntnisse nichts. Die Lehrpersonen reiben sich auf, um notdürftig den "Haufen" zusammenzuhalten. Keine Kinder waren so verwahrlost wie die Vierlindener (.....)

Dazu kam, daß durch das Freistehen des Gebäudes dies der Tummelplatz für alle möglichen Elemente war. Alles war geplündert. In den Trümmern und Schuttmassen der zertrümmerten Lehrmittel, die auf Söller, im Keller und anderen Räumen umherlagen, gab's immer noch was zu holen. Selbst Inventar wurde noch fortgeschleppt. Was die Engländer nicht mitgenommen hatten, holten "bedürftige" Zivilisten heraus."

 

 

In dieser Zeit versucht Rektor Bernsmann aus Holzresten selber Schulmöbel zusammenzuzimmern, damit die Kinder im Unterricht wenigstens sitzen konnten.

Die große Not machte es den Kindern schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Für viele war die warme Suppe, die unten in unserer Schulküche ausgegeben wurde, das einzige Essen, das sie am ganzen Tag bekamen.

 

Mit der langsamen Rückkehr ins zivile Leben nach dem 2. Weltkrieg beginnt der
3. Lebensabschitt unserer Schule.

 

1952 wechselte die evangelische Volksschule in Vierlinden den Standort und zog in das Gebäude an die Karlstraße (die heutige Ochtropschule), in unserem Schulgebäude blieben die katholischen Kinder.

Man schämt sich aber noch 1955, das 25 jährige Jubiläum in den Schulräumen zu feiern, weil ihr Bauzustand immer noch erbarmungswürdig ist. Bis 1955 gibt es Klassen, die einen Altersunterschied von 5 Jahren in ihrem Schülerbestand haben. Trotzdem freut sich der Schulleiter Bernsmann über viele Klassen, die "mit 26 bis 39 Kindern ein schönes ideales Arbeiten hatten."

Erst seit 1955 rücken wieder mehr junge Schüler nach, als entlassene abgehen. Es beginnt die lange Zeit überfüllter Schuljahre und akuten Lehrermangels.

Übrigens fahren die größeren Kinder seit diesem Jahr ins Schullandheim Thalfang im Hunsrück, und zwar 3 Wochen lang.

 

Im September 1957 gibt es eine schlimme Grippe-Epidemie in Walsum wie auch im ganzen Bundesgebiet. Tragisch: Ein Mopedunfall im Jahr davor, der überfüllte Martinszug mit schwerem Unfall am Feuer, zwei Kinder unter den Pferdehufen und die Überlastungen in der Grippephase der Schule kosten wohl den Schulleiter Bernsmann das Leben. 1958 wird die Schule endlich grundlegend saniert und der Mittelteil des Schulhofes asphaltiert.

Mit dem Jahre 1959 beginnt mit dem Schulleiter Wolke eine neue Zeit der engen Verbindung von Schule und Pfarrgemeinde St.Elisabeth. Galionsfiguren sind Herr Wolke, Dechant Bornefeld und Kaplan Wilmsen. Es sind ja fast ausschließlich die Kinder unserer Schule, die bei der DJK Sport treiben, zur Kommunion gehen, als teils Ehemalige gefirmt werden oder ins Ferienlager fahren. Entsprechend eng ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Jedes Jahr gibt es einen lustigen Elternabend im Gemeindehaus unter Federführung der Schule. Außerdem finden die Entlass-Feiern der 8.Schuljahre dort statt.

1959 errichtet die DJK Vierlinden ihren Sportplatz, der auch für sportliche Veranstaltungen unserer Schule benutzt werden darf. Kurz darauf wird ein 2,50 m hoher Zaun um die Anlage gezogen, um Vandalismus vorzubeugen. Ein gewisser Reiner K. machte dort zahlreiche Sprengversuche mit den Ingredienzen seines Chemiebaukastens.

Das kürzlich fertiggestellte Lehrschwimmbecken an der Herzogstraße wird wie das brandneue Hallenschwimmbad an der Prinzenstraße ab nun regelmäßig aufgesucht. Überhaupt beginnt eine lange Zeitspanne vielseitiger sportlicher Aktivitäten: Bannerwettkämpfe, Schwimmwettkämpfe, Stadtsportfeste, Turniere in Fußball und Basketball.

 

Schon 1959 gibt es den Ausflug in den Duisburger Zoo incl. Spielwiese für die Kleinen. Außerdem werden viele Fußwanderungen in die nähere Umgebung und Kreisrundfahrten für die 4.Schuljahre durchgeführt. Zu Sankt Martin stellen Menschen Kerzen und Allerseelenlichter in die Fenster entlang  der Wegführung des Martinszuges. Es gibt noch viele Jahre den Brauch, in der Schule selbstgemachte Fackeln zu prämieren, ebenso in ganz Walsum.

 

Ein Zeitungsartikel zu dem Elternabend eines 4.Schuljahres zeigt einiges vom Verständnis der Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Elternschaft:

 

"Aufgabe und Pflicht der Eltern sei, mit dem Pädagogen zusammenzuarbeiten im Interesse der Förderung der Kinder. Man solle die Kinder nicht nur zum regelmäßigen Schul- und Kirchenbesuch, sondern auch zu den täglichen Pflichten anhalten, worunter auch die Überwachung der häuslichen Schularbeiten falle. Der Pädagoge sei keineswegs ... ein reiner Wissensvermittler. Vielmehr trage er Verantwortung vor den Eltern und seinem eigenen Gewissen. Diese Verantwortung könne ihm von den Eltern nicht abgenommen werden, aber erleichtert werden. Bestrafungen von Schülern dienen zur charakterlichen Erziehung in der schulischen Gemeinschaft."

 

Seit 1960 heißt unsere Schule fast ein Jahrzehnt Elisabethschule benannt nach der heiligen Elisabeth, Schutzpatronin der Armen.

 

Ab 1960 herrscht ein katastrophaler Lehrermangel. Es wird dazu eine gemeinsame Eingabe von Schulpflegschaft und Schulleitung auf den Weg gebracht. Es gibt so starke Unterrichtskürzungen, dass Herr Wolke den Schulleiter einer anderen Schule bittet, die Schullandheimfahrt zu übernehmen, weil er keine Lehrer abstellen könne.

Als besondere Veranstaltungen gelten die Besuche des ersten Glasbläsers in der Schule und eines Reptiliennarren mit lebenden Echsen und Schlangen. Im Jahre 1960 kommt der - tote - Pottwal Jonas auch nach Walsum auf Showtournee.

Zu Sankt Martin werden zum ersten Mal Klassenlaternen gebaut, um die Klassenverbände besser zusammenzuhalten.

 

 

Die erste Teilzeitsekretärin in der Schule tritt ihre Arbeit an, "eine Verwaltungsangestellte, die die allmählich überhandnehmende reine Verwaltungsarbeit, in erster Linie natürlich den Schriftverkehr, erledigen und dem Schulleiter die Arbeit erleichtern soll."
Bis hierhin ist es nämlich üblich gewesen, dass der Schulleiter diese Arbeiten selbst macht. Der zweite - katholische - Kindergarten nach dem Kindergarten im Jugendheim wird am Bremmenkamp errichtet.
Um 1960 herum muss noch sehr mit der Schulverwaltung um Klassenausstattung und dingliche Zuteilungen gekämpft werden. Ein hartes Ringen endet mit einem Weihnachtsgeschenk.
Schulleiter Wolke :

 

"Angefangen hat dieser Krieg um die Ausstattung der Schulküche, als ich... feststellen musste, dass die Bestecke, mit denen die Kinder essen sollten, zum Teil grünspanüberzogen waren, dass das Porzellan fast restlos schadhaft war und dass schließlich der Eindruck der ganzen Küche nichts von einladender Stimmung vermittelte."

 

Das harte Ringen endet mit der "anheimelnden" Neueinrichtung eines Aufenthaltsraumes der Küche nebst neuem Besteck und Geschirr. Die Neueinrichtung umfasst 5 Ausziehtische, 24 Polsterstühle, 1 Sisalteppich, 2 neue Deckenlampen, 2 Fenstervorhänge, 1 Heizungsverkleidung.

Zwischen 1961 und 1964 werden die Polio-Schluckimpfungen durchgeführt. 1961 startet das Schulfernsehen Veranstaltungen für Lehrer, um als Unterrichtsbestandteil angenommen zu werden.

 

Eine wilde Müllkippe hinter der Schule wird endlich aufgelöst. Der Inhalt wird abgefahren, der vorhandene Graben zugeschüttet und der Boden plattgewalzt. Eine grosse Rattenplage macht dies notwendig. Der Hund des Hausmeisters Biniarz bringt an einigen Tagen 8 - 10 Ratten im Heizungskeller zur Strecke.

Der Schulhof soll - nach entsprechenden Arbeiten der Stadt - zum mittäglichen Spielplatz für alle erweitert werden.

1962 wird zum ersten Mal ein "Schwimmbus" gestellt. Trauriger Anlass sind die schrecklichen Vorfälle von Kindermord und Vergewaltigung von Kindern im Kreis Dinslaken. Die Stadthalle Walsum wird eingeweiht. Auch unsere Schule profitiert vom Sportbereich. Es erfolgt die Einrichtung des Schülerlotsendienstes über die B 8 für den stetig wachsenden Anteil von Schülern aus Vierlinden-Ost.

 

Auf Kreisebene wird der erste Vorlesewettbewerb für alle Schulen eingeführt.
Der Winter 62/63 bis März geht als sehr harter "sibirischer Winter" in die Schulgeschichte ein. Allerdings ist er nicht so zwingend wie der Winter von 29/30, als man über den Rhein zu Fuß nach Orsoy gelangt.
Zum ersten Mal an unserer Schule  wird der Ausländeranteil der Schulkinder in der Schulchronik erwähnt: " eine Engländerin, ein Holländer, 4 Bambinos aus Italien und ein kleiner Spanier."
1964 gibt es einige Änderungen in der Schullandschaft Walsums.Die katholische Geschwister-Scholl-Volksschule wird in Vierlinden-Ost eröffnet. Das 9.Schuljahr an Volksschulen wird politisch auf den Weg gebracht. Der dritte - katholische - Kindergarten an der B8 in Vierlinden-Ost öffnet seine Türen.

 

Zum ersten Mal strömen Junglehrer vermehrt in die Schulen und verringern  den Lehrermangel. Dazuhin ergänzen die "Mikater" und "Mikät(z)chen" - die Aushilfslehrer unter Landeskultusminister Mikat - die Lehrerschaft.

 

1965 bekommt unsere Schule eine Sprechanlage. Der dreiwöchige Aufenthalt im Schullandheim Thalfang findet zum ersten Mal schon im 4. Schuljahr statt. Allerdings gibt es politische Bestrebungen, solche Aufenthalte nur noch für die obersten Klassen zu gewähren.

 

Zwischen dem 01.04.66 und dem 31.07.67 laufen die beiden Kurzschuljahre ab, um die Voraussetzung für den einheitlichen Schulbeginn im ganzen Bundesgebiet zum Herbst 1967 zu schaffen: vorher das neue Schuljahr nach den Osterferien, danach nach den Sommerferien. So beginnt problemlos auch die Einführung des 9. Schuljahres, wofür das zweite Kurzschuljahr genommen wird.

 

1967 wird endlich die langersehnte Turnhalle auf dem Schulgelände fertiggestellt. Auch andere Schulen und die DJK Vierlinden dürfen sie benutzen. Es gibt die erste - vorübergehende - Vollbesetzung des Lehrerkollegiums an der Elisabethschule